Auf und ab an der Warnow
Rostock-Überseehafen (HERO) • Über die verschiedenen Hafenanlagen in Rostock wurden im vergangenen Jahr 22,7 Millionen Tonnen Güter (brutto) umgeschlagen; 1,3 Millionen Tonnen bzw. fünf Prozent weniger als 2011. Der Löwenanteil ging mit 21,2 Millionen Tonnen Fracht im Überseehafen über die Kaikanten. Weitere 1,5 Millionen Tonnen wurden laut Hafen- und Seemannsamt im Fracht- und Fischereihafen, Chemiehafen und anderen Rostocker Hafenanlagen bewegt.
Seehafen Rostock
Mit 21,2 Millionen Tonnen (brutto) umgeschlagener Güter im vergangenen Jahr verzeichneten die Unternehmen des Rostocker Seehafens einen Rückgang von 4,6 Prozent im Vergleich zu 2011.
Während die Jahresergebnisse bei Flüssiggütern anstiegen und bei Stückgütern stabil blieben, gab es leichte Rückgänge bei Fähr-, RoRo- und Schüttgütern. „Die stagnierende, teils rückläufige wirtschaftliche Entwicklung im Einzugsgebiet des Rostocker Hafens hat natürlich Auswirkungen auf die Transportströme und damit auch das Umschlaggeschehen. Erschwerend wirkten sich im vergangenen Jahr Sonderentwicklungen aus, wie der Verlust von Fracht durch die Ausbauarbeiten der Deutschen Bahn auf der Strecke Rostock–Berlin. In der Gesamtschau blicken wir auf ein schwieriges Jahr zurück“, erklärt Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH.
Der Umschlag von Flüssiggütern verzeichnete mit drei Millionen Tonnen ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zu 2011. Im vergangenen Jahr wurde mehr Naphta, Roh- und Heizöl über die Rostocker Kaikanten gepumpt.
Bei Schüttgütern wurde ein Jahresergebnis von 5,2 Millionen Tonnen erreicht, was einem Rückgang von neun Prozent entspricht. „Durch die Bauarbeiten an der Bahnstrecke Rostock-Berlin fehlte uns im letzten Jahr der Zementumschlag mit einer Größenordnung von rund 500.000 Tonnen. Das sind rund 2,5 Prozent unseres jährlichen Gesamtumschlags“, sagt Ulrich Bauermeister.
Der Umschlag von Stückgütern verharrte 2012 auf Vorjahresniveau. 550.000 Tonnen gingen 2012 über die Kaikanten. Insbesondere Rohre, Kran- und Wind-kraftanlagen wurden vermehrt umgeschlagen. Einbußen gab es beim Umschlag von Blechen und Brammen. „Durch die Ansiedlung von Industriebetrieben im Hafen haben wir das lokale Güteraufkommen gestärkt. Dieses wiederum bildet nun das Rückgrat des Stückgutumschlags“, betont Ulrich Bauermeister.
Bei der rollenden Ladung, den Fähr- und RoRo-Gütern, gab es Rückgänge. Insgesamt sank die Menge von 13 Millionen Tonnen im Jahr 2011 auf 12,4 Millionen Tonnen. „Insbesondere in diesem Bereich des Umschlaggeschehens hat sich die sehr unterschiedliche wirtschaftliche Situation im Einzugsgebiet des Rostocker Hafens ausgewirkt. Ökonomische Probleme in Süd- und Südosteuropa und eine schwache Außenhandelsentwicklung in Nordeuropa führten zu diesem Ergebnis“, so Ulrich Bauermeister. Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Seehafens Rostock betrug im vergangenen Jahr 58 Prozent.
Die Anzahl der beförderten Fährpassagiere auf den Linien nach Dänemark, Schweden, Finnland und Polen blieb mit zwei Millionen Reisenden nahezu konstant. „Hier hatten wir uns mit dem Einsatz der neuen Fährschiffe auf der Linie Rostock-Gedser eine deutliche Verbesserung versprochen“, kommentiert Ulrich Bauermeister.
7257 Fähr-, RoRo-, Tank-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe liefen 2012 den Seehafen Rostock an, davon allein 5426 Fährschiffe.
Rollender Güterverkehr mit Einbußen
Im Jahr 2012 rollten 11,15 Millionen Tonnen Fährgüter (-5 Prozent) und 1,25 Millionen Tonnen RoRo-Güter (-5 Prozent) über die Rostocker Kaikanten. „Vor dem Hintergrund der fast ganzjährigen Umbau- und Reorganisationsmaßnahmen auf dem Fährterminal, die doch vorübergehende Qualitätseinschränkungen für unsere Kunden brachten, ist das ein ordentliches Ergebnis. Grundsätzlich hatten wir aber natürlich insbesondere auf der Dänemark-Relation mehr erwartet“, so Ulrich Bauermeister. Die Zahl der auf den Fähr- und RoRo-Verbindungen von und nach Nordeuropa beförderten LKW nahm ab: von 327.039 im Jahr 2011 auf 310.833 im letzten Jahr. Die Anzahl umgeschlagener Trailer nahm 2012 ebenfalls ab, wenn auch geringfügiger von 113.250 im Jahr 2011 auf 109.977. Eine leichte Zunahme gab es bei den per Fährschiff beförderten Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg. Die Zahl stieg von 7.274 (2011) auf 7.395 im vergangenen Jahr.
Auf dem Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) verkehren wöchentlich 30 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (12), Basel/Domodossola (5), Duisburg/Hamburg (6), Novara (3), Brno (2) und Wels (2). Die Anzahl der umgeschlagenen Trailer-Einheiten erhöhte sich von 62.981 auf 64.255 im Jahr 2012. Die Gesamttonnage stieg von 1,5 Millionen auf 1,8 Millionen. „Wir sind mit dieser Entwicklung sehr zufrieden, vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund der aktuellen Bauarbeiten auf dem KV-Terminal und den diversen Erneuerungs- und Instandsetzungsarbeiten auf für uns wichtigen Bahnstrecken.“
Im vergangenen Jahr gingen, wie bereits im Jahr 2011, 319.000 Tonnen Papier im Seehafen Rostock über die Kaikanten. Die Rostocker UPM-Niederlassung erreichte ein Jahresergebnis von 307.000 Tonnen. Die Rostocker Logistikunternehmen Baltic Lloyd und European Cargo Logistics (ECL) verzeichneten 8.000 bzw. 4.000 Tonnen. UPM Rostock importiert Papier aus Finnland und exportiert Teilmengen nach England und in die USA. Baltic Lloyd wickelt in Rostock die Papierimporte aus Schweden von Stora Enso ab, ECL betreut die Papierimporte von Billerud aus Finnland.
Das Hoch im Norden
Ein neuer Anlaufrekord von Kreuzfahrtschiffen wird auch in diesem Jahr in Rostocks Ostseebad erwartet. 28 Kreuzfahrtreedereien aus aller Welt haben 197 Anläufe von 40 Schiffen bei der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock für dieses Jahr angemeldet. „Nach der letztjährigen deutschen Rekordsaison mit 181 Schiffsanläufen setzen wir noch ein paar Anläufe oben drauf und kratzen an der 200er Marke. Das spricht für den Hafen, die Region und alle rund um die Kreuzschifffahrt agierenden Dienstleistungsunternehmen und Behörden. Um dieses hohe Niveau zu halten, bedarf es einer langfristigen Sicherung der bestehenden Hafenflächen und die Nutzung weiterer Verkehrsflächen am Warnemünder Passagierkai“, sagt Ulrich Bauermeister.
Investitionen der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock
„Trotz der eher unbefriedigenden Umschlagentwicklung im Jahr 2012 investierte unser Unternehmen nachhaltig in die interne Hafenentwicklung. Der Ausbau von Infrastruktur ist von der Planung bis zur Umsetzung, ein sehr langfristiges, an der strategischen Ausrichtung des Standortes orientiertes Geschäft, bei der auf konjunkturelle Entwicklungen nur bedingt Rücksicht genommen werden kann“, sagt Ulrich Bauermeister.
2012 investierte die Hafen-Entwicklungsgesellschaft 39 Millionen Euro in die Infrastruktur des Seehafens. Davon wurden allein 4,8 Millionen Euro abschließend für die nördliche Erweiterung von Pier III verbaut. Die Ufereinfassung wurde bereits 2010 erstellt, die Geländeauffüllung mit 1,68 Millionen Kubikmeter eingespültem Ostseekies im Frühjahr 2011 abgeschlossen. Die Bauarbeiten wurden bis zum Frühjahr 2012 komplett beendet und parallel dazu wurde auch der neue Liegeplatz 15 an der Ostseite von Pier III fertig gestellt. Damit fand auch der gesamte dritte Abschnitt des Maritimen Gewerbegebietes seinen Abschluss. Insgesamt wurden dafür seit 2008 knapp 64 Millionen Euro investiert.
Weitere große Bauprojekte des Jahres 2012 waren die Sanierung des Liegeplatzes 5 im Ölhafen für insgesamt rund 2,6 Millionen Euro, der Neubau der östlichen Hafenzufahrt für 1,7 Millionen Euro sowie der Abschluss der wesentlichen Umbauarbeiten auf dem Fährterminal und an Liegeplatz 54 für neun Millionen Euro.
In Kooperation mit dem Unternehmen Eurawasser wurde 2012 die Annahme und Aufbereitung von Schiffsabwässern an den drei Liegeplätzen in Warnemünde möglich. Dafür investierte die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock 2,3 Millionen Euro am Passagierkai. Ein Viertel der Kreuzfahrtschiffe entsorgte im vergangenen Jahr rund 20.000 Kubikmeter Schmutzwasser über die neue Anlage.
Im Frühjahr 2012 wurde mit dem Ausbau der Umschlaganlage für den Kombinierten Ladungsverkehr begonnen. Neben drei zusätzlichen Gleisanlagen und dem südlichen Kranbahnbalken wurden die gesamten südlichen Umschlagflächen neu gebaut. Allein dafür wurden bis Ende 2012 insgesamt zehn Millionen Euro investiert. Der Bau des nördlichen Kranbahnbalkens sowie die Fertigung und Montage zwei neuer Portalkrananlagen erfolgt in diesem Jahr.
Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft plant für dieses Jahr mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro. Die größten Baustellen sind die Arbeiten an der Umschlaganlage auf dem KV-Terminal, am Fähranleger 65 sowie die Umbauarbeiten am Verwaltungsgebäude der Hafen-Entwicklungsgesellschaft. Dazu stehen im Jahresplan etliche Verkehrsertüchtigungen und Medienerschließungen, wie der Neubau einer Logistikfläche östlich Hafenbecken C, die grundhafte Sanierung des westlichen Teiles der Ost-West-Straße, der Ersatz der Zufahrtsbrücke in den östlichen Hafenbereich und die Neuanbindung des Liegeplatzes 25 westlich des bestehenden Kohlelagerplatzes an.
Weitere Informationen: www.rostock-port.de
Quelle: HRO-News.de | Rubrik: Wirtschaft | Fr., 16.01.1970 - 18:11 Uhr | Seitenaufrufe: 283« zurück zur News-Übersicht