12. Nationale Maritime Konferenz in Rostock
Glawe: Zukunftsfähige maritime Industrie ist eine gesamtdeutsche Gemeinschaftsaufgabe – Einbruch durch Corona schlägt sich bitter auf maritime Branche nieder – nachhaltige und intensive Unterstützung des Bundes gefordert
Rostock (MWBT) • In der Hansestadt Rostock findet seit heute (Montag (10.05.2021)) die zweitägige Nationale Maritime Konferenz (NMK) unter dem Motto "Wirtschaft braucht MEER" statt. "Eine zukunftsfähige maritime Industrie ist eine gesamtdeutsche Gemeinschaftsaufgabe. Es findet ein großer Teil der Wertschöpfung auch außerhalb der Werften statt und davon vor allem auch in Bundesländern abseits der deutschen Küstenländer. Die maritime Branche sorgt nicht allein im Norden für wirtschaftliches Wachstum. Es sind innovative Produkte und digitale Lösungen in allen Bereichen erforderlich. Hierzu zählen der Schiffbau, die Zulieferindustrie, Reeder und die Häfen. Wir können im überregionalen Austausch der einzelnen Akteure neue Technologien und Produkte entwickeln sowie Risiken gemeinsam vermindern", sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe am Montag in Rostock.
"Bundesweit sind fast alle Wirtschaftsbereiche von der Corona-Krise betroffen, und in Norddeutschland und auch in Mecklenburg-Vorpommern die maritime Industrie. Sie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige und ein wesentlicher industrieller Kern bei uns im Land. Die Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätzen auf den Werften und in den Zulieferbetrieben hat insofern höchste Priorität. Von allen Beschäftigten auf den Werften sind gegenwärtig rund 90 Prozent im Kreuzfahrtschiffbau tätig. Der Einbruch der Kreuzfahrtbranche, verursacht insbesondere durch die COVID-19 Pandemie, schlägt sich bitter in der gegenwärtigen Situation nieder. Am stärksten betrifft dies den Passagierschiffbau, weniger stark beispielsweise die Werften und Zulieferer, die sich auf das Marktsegment der Behördenschiffe oder Marineschiffe konzentrieren. Die den hiesigen Schiffbau ergänzenden maritimen Zulieferer und Dienstleister sind ebenfalls sehr stark, teils direkt, teils indirekt von der Corona-Krise betroffen", sagte Glawe.
Norddeutschland ist sich einig: Der deutsche Schiffbau und die dazugehörigen maritimen Zulieferer und Dienstleister müssen aufgrund ihrer Systemrelevanz unbedingt erhalten werden. "Wir fordern vom Bund eine verbesserte und vorübergehend beschleunigte öffentliche Beschaffung, ausreichende Haushaltsmittel für die Erneuerung der Behördenflotte um innovative und klimafreundliche Schiffe, die vollständige Aufnahme des Schiffbaus in das Großbürgschaftsprogramm des Bundes sowie die Einrichtung eines möglichst europäischen Förderprogramms zur Flottenerneuerung. Die Umsetzung dieser Maßnahmen war bereits mehrfach Thema mit dem Bund", erläuterte Glawe weiter. "Die norddeutschen Länder unter Beteiligung des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik und der IG Metall ziehen dabei gemeinsam an einem Strang, um durch Unterstützung des Bundes die Folgen der COVID-19 Pandemie auf die deutsche Schiffbauindustrie bestmöglich zu begrenzen."
Von Seiten des Bundes ist die Umsetzung einzelner Punkte bereits aufgegriffen worden. "Das begrüßen wir. Wir sind dem Bund für sein bisheriges Engagement dankbar. So ist im Rahmen des Konjunkturprogramms des Bundes das Vorziehen der Beauftragung öffentlicher Schiffe im Haushalt verankert. Unterstützung gibt es auch durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds", so Glawe. "Die Finanzierung von neuen Aufträgen stellt die Branche insbesondere im Schiffbau vor große Herausforderungen. Es müssen die jeweiligen Finanzierungen der Projekte gesichert werden. Doch Banken und auch Versicherer agieren zurückhaltend bei der Finanzierung maritimer Projekte. Die Unternehmen sind nicht in der Lage, ihre im Schiffbau hohen und längerfristig laufenden Bauzeitfinanzierungsbedarfe ohne finanzielle Hilfen zu decken. Wir brauchen neben unserer eigenen Hilfestellung weiter eine nachhaltige und intensive Unterstützung des Bundes, um die Umsetzung von Schiffbauprojekten zu gewährleisten. An solchen Projekten hängen tausende Arbeitsplätze "- nicht nur auf den Werften, sondern auch bei den Zulieferern. Hier gibt es auch zukünftig einen enormen Handlungsbedarf", forderte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe.
Die Werften mit ihrer langen Schiffbautradition sind mit ihrem technisch anspruchsvollen, innovativen Spezialschiffbau im Land in den jeweiligen Regionen mit die größten Arbeitgeber im verarbeitenden Gewerbe. "Sie tragen entscheidend zur Stärkung des jeweiligen Industriestandortes und der gesamten Wirtschaft des Landes bei", machte Glawe weiter deutlich. In den vier größeren Schiffbauunternehmen, den MV Werften in Wismar, Rostock-Warnemünde und Stralsund, der zur Meyer-Gruppe gehörenden Neptun Werft in Rostock-Warnemünde, der Peene-Werft in Wolgast und Tamsen Maritim in Rostock sind ca. 3.700 Mitarbeiter tätig "- davon rund 75 Prozent in Kurzarbeit. Hiervon sind vor allem die MV Werften und die Neptun Werft betroffen. Gegenwärtig sind auf den Werften 350 Auszubildende (einschließlich dual Studierende) beschäftigt.
Die Corona-Pandemie und die Reaktionen darauf haben die Wirtschaft massiv getroffen. "Den Unternehmen sind ganz besondere Anstrengungen abverlangt worden und sie haben zum Teil erhebliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen. Gleichwohl haben sie bei der Krisenbewältigung großes Engagement gezeigt, neue Wege eingeschlagen, sich für ihre Beschäftigten eingesetzt und angeordnete Hygienemaßnahmen umgesetzt", sagte Glawe. Der Minister dankte den Unternehmen für ihr Engagement in schweren Zeiten. "Einzelne Unternehmen können allein die Belange der maritimen Industrie kaum erfolgreich vertreten oder mitgestalten, erst recht nicht in einer Krise. Daher unterstützt die Landesregierung jede Bemühung, die Auswirkungen der Krise zu bewältigen, den Blick nach vorne zu richten und der maritimen Industrie sowohl auf Bundes- als auch auf europäischer Ebene insgesamt mehr Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen", so Glawe weiter.
"Die maritime Industrie in MV mit den Bereichen Schiff- und Bootsbau sowie maritime Zulieferer und Dienstleister einschließlich der Meeres- und Offshore-Technik sind ein wesentlicher industrieller Kern und daher von außerordentlicher wirtschafts- und beschäftigungspolitischer Bedeutung für das Land", sagte Glawe. In den rund 500 Unternehmen erwirtschaften ca. 13.700 Beschäftigte einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro.
Zum Schiff- und Bootsbau in MV zählen 85 Unternehmen mit ca. 5.300 Mitarbeitern. Den Schiffbau ergänzen die maritimen Zulieferer und Dienstleister einschließlich der Meeres- und Offshore-Technik mit knapp 420 Unternehmen und rund 8.400 hochwertigen Arbeitsplätzen, die sich auf die Entwicklung und Produktion innovativer Systemlösungen konzentrieren.
Die NMK ist die zentrale Veranstaltung der Bundesregierung zur Unterstützung der deutschen maritimen Wirtschaft. Sie bietet rund 1.000 Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Politik eine Plattform zum konstruktiven Dialog. Seit dem Jahr 2000 findet sie alle zwei Jahre statt und hat sich als branchenumspannende Veranstaltungsreihe zu einem wichtigen Impulsgeber am Standort Deutschland etabliert und bewährt. Die Organisation obliegt dem Maritimen Koordinator der Bundesregierung, der sie jeweils gemeinsam mit einem Bundesland und einer Kommune als Veranstaltungsort ausrichtet (Quelle: BMWi).
Quelle: HRO-News.de | Rubrik: Wirtschaft | Mo., 19.01.1970 - 19:25 Uhr | Seitenaufrufe: 16« zurück zur News-Übersicht