Persönliche Erklärung von Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen
Rostock-Stadtmitte (HRPS) • Anlässlich seiner bevorstehenden Ernennung als Minister in Schleswig-Holstein erklärt Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen:
"Liebe Rostockerinnen und Rostocker,
1998 habe ich als Däne in der Hanse- und Universitätsstadt eine zweite Heimat gefunden und ein Leben aufgebaut. Nach fast 30 Jahren habe ich vor kurzem die schwere Entscheidung getroffen, eine grundsätzlich neue Etappe zu beginnen.
Seit über einem Jahr kenne und schätze ich den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Daniel Günther. Als ich vor längerer Zeit mit der Idee konfrontiert wurde, ein mögliches Amt im Land zwischen den Meeren, dem Nachbarn Dänemarks, zu übernehmen, war dies mehr eine flüchtige Vision einer späteren Zeit.
Durch einen persönlichen Anruf vor wenigen Tagen wurde mir diese Vision als Mission angeboten, für das Amt des Wirtschaftsministers in Schleswig-Holstein.
Nach intensiver Abwägung habe ich dem Ministerpräsidenten persönlich mitgeteilt, dass ich diese Mission annehmen möchte. Mit den Themen Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus sowie dem Bezug zu Dänemark ist dies für mich keine Abkehr von meiner zweiten Heimat, sondern vielmehr eine Rückkehr zu den Wurzeln, geographisch und inhaltlich.
Als ich am 16. Juni 2019 zum Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Rostock gewählt wurde, begann für mich nach Jahren als Unternehmer und IHK-Präsident eine vollkommen neue Zeitrechnung – die heutige Entscheidung habe ich damals nicht geplant, vorhergesehen oder vorbereitet.
Knapp drei Jahre lang durfte ich an der Rathaus-Spitze stehen und gemeinsam mit vielen engagierten Menschen aus Verwaltung und Politik, Vereinen und Organisationen, Firmen und Verbänden, Initiativen und aus der Zivilgesellschaft Rostock weiter entwickeln. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!
Ich bin 2019 mit einem neuen Ansatz für agiles Arbeiten in der Verwaltung und für frischen Wind und neue Ideen für unsere Stadt angetreten und die Rostockerinnen und Rostocker haben mir ihr Vertrauen gegeben – einem dänischen Unternehmer und politischem Quereinsteiger.
Für diesen Mut der Wählerinnen und Wähler und ihr Vertrauen bleibe ich dankbar.
Schon nach wenigen Monaten standen diese Ansätze vor der wohl größten Herausforderung für unsere Stadt seither: Der Corona-Pandemie. Ich habe mich neu im Amt des Oberbürgermeisters mit allem, was ich einbringen konnte, dieser Aufgabe gewidmet, war immer bereit, alles zu geben, und wir haben im Rückblick beim Krisenmanagement der Pandemie viel erreicht.
Niemand hätte mir 2019 mit auf dem Weg geben können, welche Entscheidungen oder Aufgaben für eine Person mit diesem Amt verknüpft sein können: Kita- und Schulschließungen, Hanse Sail und Weihnachtsmärkte absagen, Test- und Impfzentren aufbauen. Ein Kampf um Menschenleben.
Wir sind in dieser Zeit, trotz der Corona-Pandemie und dem in den letzten Monaten prägenden Krieg in der Ukraine, wichtige Schritte vorangekommen, haben die Digitalisierung vorangebracht, haben uns mit einem Modellprojekt für smarte Städte positioniert, mit dem Ocean Technology Campus und der Zoll-Hochschule wichtigen Ansiedlungen den Weg bereitet. Mit dem Plan zur Umsetzung der Großprojekte haben Verwaltung und Bürgerschaft vor wenigen Tagen gemeinsam die Ambitionen der Stadt neu justiert und damit die Grundlage für wichtige Bauvorhaben geschaffen, die die Stadt und die kommenden Generationen prägen werden.
Doch nicht alle Probleme haben wir lösen, nicht alle Projekte zu Ende bringen können. Aber ich hoffe sehr, an der einen oder anderen Stelle neue Akzente gesetzt und Innovationen ermöglicht zu haben, die Rostock als Stadt weiter voranbringen werden. Ich werde Rostock auch weiterhin verbunden bleiben.
Mir wurde hä ufig als "Außenminister" zugetragen, dass die vergangenen drei Jahre auch einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung Rostocks in Deutschland hatten – eine neue Perspektive mit Mut und Pragmatismus – als ein Ort zum Glücklich-Leben. Das ist etwas, was mich persönlich sehr freut.
Ich habe in drei Jahren Stadt- und Landespolitik viel dazugelernt, was es heißt als parteiloser Kandidat und Quereinsteiger in den kommunalen Gremien und der Verwaltung zu handeln und zu arbeiten. Der Zuspruch und die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger – das freundliche Wort im Park, das kurze Gespräch in der Kröpeliner Straße, der Besuch von Kindern im Rathaus, immer wieder wunderbar – dies hat mich in vielen Momenten motiviert. Neben den engen Wegbegleitern im Rathaus und den Senatoren und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, gilt insbesondere den Rostockerinnen und Rostockern mein immerwährender Dank für diese unvergessliche Zeit. Ich habe viele tolle Momente erlebt mit Menschen, die sich für andere einsetzen, damit es uns Rostockerinnen und Rostockern gut geht, ob ehrenamtlich in Vereinen oder hauptamtlich. Für mich persönlich waren es Momente, die ich nie vergessen werde.
Das Amt und die Person des Oberbürgermeisters stehen in der Verwaltung und in der Öffentlichkeit immer im Fokus. Eine Trennung der Funktion von der Privatperson ist dabei nicht mehr möglich. Mir ist bewusst, dass es hierbei durchaus unterschiedliche Erwartungen und Wahrnehmungen geben darf, wie ein Mensch ein solches Amt zu führen hat. Die vergangenen 36 Monate waren dabei mein Weg, und neben den Rostockerinnen und Rostockern, ist es nur der Mensch im Spiegel, vor dem ich jede meiner Entscheidungen zu verantworten habe.
Mit Demut trete ich vom Amt des Oberbürgermeisters zurück.
Mit der Ernennung zum Minister in Schleswig-Holstein endet morgen mein Wahlbeamtenverhältnis bei der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Ich werde daher Senator Dr. Chris von Wrycz Rekowski als 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters morgen die Amtsgeschäfte übergeben. Er wird gemeinsam mit dem 2. Stellvertreter Senator Steffen Bockhahn und mit Senator Holger Matthäus die Verwaltung bis zum Dienstantritt einer neuen Oberbürgermeisterin oder eines neuen Oberbürgermeisters führen. Dafür schon jetzt ein herzliches Dankeschön!
Die Stadt und das Amt gehen über die Entscheidung einer einzelnen Person hinaus. Als Rostocker mit dänischen Wurzeln blicke ich zurück auf drei bewegte Jahre, aber auch nach vorne: Mit dem Wissen, dass die folgenden Jahre für Rostock nicht nur über Beschlüsse und Regelungen der Bürgerschaft und der Verwaltung, sondern durch das positive tägliche Handeln der Rostockerinnen und Rostocker gestaltet werden – Ihr bewegt Rostock.
Euer
Claus Ruhe Madsen"
Quelle: HRO-News.de | Rubrik: Politik | Di., 20.01.1970 - 05:06 Uhr | Seitenaufrufe: 75« zurück zur News-Übersicht